Das richtige Spielzeug für Ihr Kind
Die Auswahl an Spielzeug ist riesig. Gut, wenn man da einige Anhaltspunkte hat, die einem die Qual der Wahl etwas erleichtern.
Weniger ist oft mehr
In manchem Kinderzimmer fühlt man sich schon fast wie in einem Spielzeugladen. Eltern oder Großeltern meinen es oft „zu gut“ und kaufen dem Kind ständig neues Spielzeug, um es anzuregen und zu fördern oder einfach, um ihm eine Freude zu machen. Doch übervolle Spielkisten und Regale verunsichern und überfordern das Kind eher. So manches Kind kann dabei die Lust am Spielen verlieren: Es kommt gar nicht dazu, sich ausgiebig mit einer Sache zu beschäftigen. Nach einer oberflächlichen Untersuchung lässt das Interesse oft schnell nach, weil es ja gewohnt ist, dass bald etwas Neues kommt.
Deshalb:
- Ihr Kind braucht nicht ständig neues Spielzeug. Wenn das Angebot stimmt, wird es mit seiner Fantasie und Kreativität immer wieder neue Spielmöglichkeiten mit dem Vorhandenen (er-)finden.
- Je nach Alter des Kindes können Sie bereits vorhandenes Spielzeug sinnvoll ergänzen (neue Elemente zum vorhandenen Baumaterial, ein neues Kleid für die Puppe, etwas für die Puppenstube).
- Räumen Sie bei zu viel Spielzeug einen Teil ganz weg und tauschen Sie nach einiger Zeit wieder etwas anderes dagegen aus. Aber bedenken Sie dabei: Manches Spielzeug ist auch nur in einem bestimmten Alter für das Kind interessant. Beobachten Sie Ihr Kind beim Spiel: Wofür interessiert es sich gerade? Was macht ihm gerade besonderen Spaß?
Zum Spielen eignet sich (fast) alles
Kinder spielen mit (fast) allem – und das ist gut so! Oft bietet ihnen das, was in unseren Augen gar kein „richtiges Spielzeug“ ist, viel mehr Möglichkeiten. Denn „Zeug zum Spielen“ gibt nicht vor, wie und wofür es verwendet werden soll, und ist gerade deshalb oft so interessant! Aus einem Ast wird ein Angelstock, aus dem großen Karton ein Spielhaus oder aus dem Schneebesen ein Musikinstrument. Die Auswahl an ganz alltäglichem „Spiel-Zeug“ ist nahezu grenzenlos:
- Haushaltsgegenstände, wie Töpfe, Deckel, Löffel oder Dosen,
- große und kleine Kartons,
- Dosen und Eierkartons,
- Tücher, alte Kleider und Stoffreste,
- Wäscheklammern,
- ausgediente Geräte (zum Beispiel ein altes Telefon oder Radio, aber Achtung: gegebenenfalls Batterien entfernen),
- alte Kataloge, Zeitschriften, Toilettenpapierrollen,
- Materialien aus der Natur, wie Blätter, Stöcke, Steine, Eicheln, Zapfen, Kastanien, Muscheln usw.
All das eignet sich bestens zum Spielen. Bevor Sie alte Dinge wegwerfen: Fragen Sie doch einmal Ihr Kind – bestimmt hat es noch Verwendung für das eine oder andere!
Natürlich sollte sich Ihr Kind an nichts verletzen und sich mit nichts vergiften – und auch nichts verschlucken können. Doch Sie als Eltern kennen Ihr Kind am besten und wissen, womit es schon umgehen kann und was sie ihm zutrauen können.
Gutes Spielzeug lässt Raum zum Entdecken und Selbermachen
Spielzeug aus dem Spielzeugladen kann den Einfallsreichtum und die Fantasie von Kindern anregen – aber auch einschränken:
- Gibt das Spielzeug ganz bestimmte Verwendungsweisen vor oder macht das Kind zum passiven Zuschauer (weil es nur angeschaltet oder aufgezogen werden muss, wie zum Beispiel Sprechpuppen oder automatisch funktionierendes Spielzeug) verlieren Kinder meist schnell das Interesse.
- Spielzeug, das vielseitig und auf immer wieder neue Art verwendet und ergänzt werden kann (zum Beispiel Bausteine aus Holz oder Plastik), setzt der Fantasie und Spielfreude Ihres Kindes kaum Grenzen.
Tipp: Schenken Sie Zubehör nicht auf einmal, sondern erst nach und nach.
Gutes Spielzeug ist stabil und langlebig
Spielzeug, das schon nach kurzer Zeit nicht mehr funktioniert oder nicht mehr verwendet werden kann, ist für Kinder die größte Enttäuschung – da ist auch der niedrigste Preis noch zu hoch. Zudem sind Bruchstellen, gesplittertes Holz oder abgebrochene Kleinteile eine Gefahrenquelle für Kinder.
- Achten Sie auf Material und Verarbeitung des Spielzeugs.
- Insbesondere bei Spielzeug, das über eine längere Altersspanne hinweg benutzt wird oder an jüngere Geschwister vererbt werden kann, lohnt sich eine größere Ausgabe.
- Weniger, aber besseres Spielzeug zu kaufen. Das kommt auch der Umwelt zugute: Langlebiges Spielzeug bedeutet weniger Material- und Energieverbrauch und weniger Müll.
- Auf Flohmärkten und Internet-Auktionsplattformen können Sie oft gutes Spielzeug günstig gebraucht kaufen. Vielerorts bieten auch örtliche Einrichtungen, zum Beispiel Kinderschutzbund, Kitas oder Familienzentren regelmäßig Gelegenheit, gutes gebrauchtes Spielzeug zu kaufen.
- Umgekehrt können Sie auch selbst gut erhaltenes und hochwertiges Spielzeug später wieder zum Verkauf anbieten und dadurch einen guten Teil der Ausgaben wieder wettmachen.
Allerdings muss gutes Spielzeug nicht zwangsläufig immer sehr teuer sein. Tipps dazu finden Sie zum Beispiel bei „Spiel gut“ Arbeitsausschuss Kinderspiel und Spielzeug e. V. (siehe Linktipps).
Gutes Spielzeug ist sicher
Bei weitem nicht alles, was für Kinder angeboten wird, ist für Kinder auch geeignet. Immer wieder gelangt Spielzeug auf den Markt, das die Gesundheit von Kindern gefährdet. Prüfsiegel bieten eine wichtige Orientierung und Hilfe. Allerdings sollte man wissen, was sich hinter Zeichen und Abkürzungen wie CE, GS oder VDE verbirgt. Informationen hierzu finden Sie in der Übersicht „Prüfzeichen auf Produkten“.
Abgesehen davon gilt: Hundertprozentige Sicherheit können auch Prüfsiegel nicht geben. Vielmehr ist es wichtig, dass auch Sie als Eltern wachsam sind und versuchen, mögliche Gefahrenquellen an Spielzeug zu erkennen. In der Übersicht „Tipps für den (sicheren) Spielzeugkauf“ finden Sie einige Hinweise und Anhaltspunkte, worauf Sie in puncto Sicherheit bei Spielzeug achten sollten.
Und: Überprüfen Sie regelmäßig älteres Spielzeug Ihres Kindes, ob nicht zum Beispiel Holz abgesplittert ist, Kleinteile locker sind oder Farbe abblättert.
Gutes Spielzeug ist „altersgemäß“
Spielzeug sollte Ihr Kind weder unter- noch überfordern. Was ein Kind interessiert und womit es etwas anfangen kann, hängt vor allem davon ab, welche körperlichen und geistigen Fähigkeiten es gerade entwickelt: Während das Kind mit einem Jahr in der Regel mit Bauklötzen noch nichts anzufangen weiß und stattdessen mit Vorliebe Schubladen und sonstige Behältnisse ein- und ausräumt, baut es ein halbes Jahr später wahrscheinlich aus allem, was sich stapeln lässt, Türme.
Vermeiden Sie insbesondere, ein Spielzeug „zu früh“ zu schenken, das heißt, bevor Ihr Kind damit wirklich etwas anfangen kann. Misserfolg beim Spielen und Enttäuschung trüben die Spielfreude und können dem Selbstbewusstsein schaden.
Um zu entscheiden, welches Spielzeug für Ihr Kind im Moment das Richtige ist, sollten Sie Ihr Kind beim Spielen beobachten:
- Womit beschäftigt es sich im Augenblick besonders gern und häufig?
- Wo steht es in seiner Entwicklung, etwa im Hinblick auf seine Feinmotorik (Kann es die Kurbel an dem Kran schon bedienen / den Knopf an dem Puppenkleidchen selbst öffnen?)?
- Wie weit ist es in seinem Verständnis von (Spiel-)Regeln?
- Was sind seine Stärken, was kann es besonders gut, und womit hat es vielleicht Schwierigkeiten?
- Welche besonderen Interessen hat es und mit welchen Themen setzt es sich im Moment auseinander?
Altersangaben auf Spielzeug bieten eine grobe Orientierung, aber bedenken Sie: Jedes Kind ist anders, nimmt seinen eigenen Entwicklungsweg, und auch gleichaltrige Kinder können sehr verschieden sein.
Mädchenspielzeug – Jungenspielzeug?
Kinder ahmen im Spiel das nach, was sie in der Welt der Erwachsenen sehen und erleben: Wenn der kleine Sohn seinen Vater erlebt, wie er sich liebevoll und selbstverständlich um das Baby kümmert, interessiert sich auch der Sohn vielleicht eher für Puppen. Und ein Mädchen wird sich vielleicht eher für Autos interessieren, wenn seine Mama auch mit Spielzeugautos spielt. Die Art und Weise, wie Sie als Eltern leben, prägt die Rollenvorstellungen Ihres Kindes und damit auch sein Spielverhalten.
Es wäre jedoch unsinnig, von jedem Jungen eine Begeisterung für Puppen und von jedem Mädchen Interesse an Spielzeugautos zu erwarten. Wichtig ist, dass Mädchen wie Jungen die ganze Palette an Spielen und Spielzeug zur Auswahl steht und sie nicht von uns festgelegt werden. Was und womit Ihr Kind auch spielt – problematisch ist nie sein Spielverhalten, sondern allenfalls Ihre Reaktion oder Bewertung. Denn Ihr kleiner Sohn spürt sehr genau, wenn er von Ihnen oder anderen belächelt wird, weil er liebevoll die Puppe in seinen Armen wiegt und ihr vorsingt.
Spielzeug für besondere Kinder
Für Kinder mit einer Behinderung gilt in Sachen Spielzeug grundsätzlich dasselbe wie für alle anderen Kinder auch: Das Spielzeug sollte dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen und es weder über- noch unterfordern. Es sollte seine Neugier wecken, zum Spielen auffordern und seine Kreativität anregen. Es sollte so beschaffen sein, dass sich das Kind nicht daran verletzen kann. Und es sollte an seinen Stärken und nicht an möglichen Schwächen ansetzen.
Je nach Art der Behinderung kann aufgrund spezieller Bedürfnisse des Kindes besonders gestaltetes Spielzeug sinnvoll und nötig sein: Spielzeug, das beispielsweise durch einfache Formen, klare Farben, interessante Oberflächen oder auch durch Bewegungsgeräusche möglichst viele Sinne gleichzeitig anspricht und nicht ausgebildete Fähigkeiten unterstützt oder ausgleicht. Spielzeug mit leuchtenden, kontrastreichen Farben und gut strukturierten Oberflächen können zum Beispiel ein stark sehbehindertes Kind zum Hinschauen motivieren und dabei helfen, ihm die Welt sichtbarer zu machen.
Sofern besonderes Spielzeug sinnvoll ist, bieten hier Verbände und Behindertenselbsthilfe oft hilfreiche Tipps und Informationen.
Lassen Sie Ihr Kind mitreden!
Ihr Sohn möchte unbedingt die täuschend echte Spielzeugpistole, Ihre Tochter wünscht sich nichts sehnlicher als das (in Ihren Augen) hässliche rosa Barbie-Pferd – wer kennt das nicht?
Kinder wünschen sich oft Spielzeug, das wir nicht als schön empfinden oder für „pädagogisch ungeeignet“ halten. Oft wissen wir nicht, was dahintersteckt: Vielleicht möchte das Kind dasselbe haben wie die anderen Kinder im Kindergarten, um „dazuzugehören“? Vielleicht möchte es von anderen bewundert werden? Oder es findet das Spielzeug einfach „nur“ toll?
Sicherlich gibt es oft gute Gründe, warum Sie Ihrem Kind das ersehnte Spielzeug nicht kaufen wollen oder können. Versuchen Sie aber, seinen Wunsch nicht abzuwerten oder zu „verbieten“, sondern ihm Ihre Gründe zu erklären. Wählen Sie Spielzeug aber umgekehrt auch nicht nur danach aus, was Sie selbst oder Fachleute für „gut“, „wertvoll“ oder „schön“ halten, sondern lassen Sie Ihr Kind bei der Auswahl des Spielzeugs mitbestimmten – auch wenn der „Herzenswunsch“ einmal nicht auf der pädagogischen Empfehlungsliste steht.