Spielgefährten: so wichtig wie nie zuvor

3-6 Jahre cc by-nc-nd Der Text dieser Seite ist, soweit es nicht anders vermerkt ist, urheberrechtlich geschützt und lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung Lizenz 3.0 Germany. Bitte beachten Sie unsere Verwendungshinweise. 09.10.2023

Ab dem Alter von etwa drei Jahren wird das Spielen mit anderen Kindern besonders wichtig und nimmt einen immer größeren Raum ein.

Sechs Kinder liegen in einem Kreis auf einer Wiese und sind dabei sichtlich erfreut über etwas.
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Mit etwa drei Jahren sind Kinder in der Regel in der Lage, selbstständig Kontakte zu knüpfen und erste, oft allerdings noch recht kurzlebige Freundschaften zu schließen. Ihr Kind interessiert sich nun immer mehr dafür, was Menschen zu einem bestimmten Verhalten und Handeln bewegt: „Warum weint das Kind?“ Es kann seine eigenen Wünsche jetzt auch schon manchmal zurückstellen und zum Beispiel einem anderen Kind etwas abgeben. Allmählich kann es auch so gut sprechen, dass es sich mit einem anderen Kind auf ein gemeinsames Spiel einigen und gemeinsam Rollen und Regeln festlegen kann. Damit sind wichtige Voraussetzungen für ein echtes gemeinsames Spiel geschaffen. Wenn Ihr Kind die Möglichkeit dazu hat, zum Beispiel in einer Kindertagesstätte, wird das Zusammenspielen mit anderen Kindern von nun an einen immer größeren Platz einnehmen. Im gemeinsamen Spiel mit anderen Kindern übt es sich in unterschiedlichen Rollen, lernt, wie andere auf sein Verhalten reagieren, lernt sich durchzusetzen oder zurückzunehmen und Kompromisse zu schließen. Es erlebt Vertrauen, Nähe und Freundschaft.

Zusammen spielen will gelernt sein

Ihr Kind lernt erst allmählich all die Dinge, die für ein gemeinsames Spielen mit anderen Kindern nötig sind. Zunächst wird es sich vielleicht auf einen oder zwei Spielpartner oder -partnerinnen konzentrieren, und die Spiele werden eher einfach sein, wie zum Beispiel Verstecken oder Fangen.

Mit der Zeit werden die gemeinsamen Spiele immer ausgefeilter, und mit zunehmendem Alter spielen Kinder schließlich auch in größeren Gruppen zusammen. Sie können sich nun schon recht gut in Gruppen einfügen und gemeinsam ein Ziel verfolgen.

Kinderstreit gehört dazu

Wenn Kinder zusammen spielen, kommt es auch zu Streit. Das ist normal. Dabei können Kinder eine ganze Menge lernen:

  • Sie lernen, einen Platz in der Gruppe zu finden und zu behaupten.
  • Sie lernen, dass es zur gleichen Sache verschiedene Meinungen geben kann.
  • Sie lernen, dass es Spielregeln gibt, an die sich alle halten müssen.
  • Sie lernen, dass man aus Auseinandersetzungen mal als Gewinner und mal als Verlierer hervorgeht oder dass Kompromisse gefunden werden können.

Deshalb sollte man Kinder ihren Streit möglichst selbst austragen lassen und sich nur einmischen, wenn es wirklich nötig ist. Dabei kann ein Streit durchaus auch mal handgreiflich werden. Kinder lernen erst den Umgang mit Ohnmacht, Enttäuschung und Wut, und manchmal sehen sie dann gar keine andere Möglichkeit, als zu schubsen oder zu treten. Einige „Streitregeln“ sollten Sie allerdings durchsetzen:

  • Nicht zu mehreren auf einen,
  • nicht gegen Schwächere,
  • nicht mit harten oder spitzen Gegenständen aufeinander losgehen,
  • nicht an den Kopf treten,
  • sofort aufhören, wenn einer weint, nicht mehr kann oder will.

Als Eltern sollten Sie Ihr Kind immer wieder auch dazu anhalten, sich möglichst mit Worten statt mit Fäusten auseinanderzusetzen.

So lernen Kinder voneinander

Auch mit drei, vier Jahren spielen Kinder nicht nur zusammen, sondern weiterhin auch nebeneinander und schauen sich dabei gegenseitig zu – genauso wie die ganz Kleinen. Fasziniert beobachten sie das Tun anderer Kinder, vor allem auch der größeren: Wie baut das andere Kind aus Bausteinen ein stabiles Haus? Wie malt es einen Elefanten? Worüber lachen die großen Kinder gerade so laut?

Das gegenseitige Beobachten findet aber auch beim Zusammenspielen statt: Wie gelingt es dem anderen Kind, so echt einen Löwen nachzuspielen? Wie konnte es durchzusetzen, dass es die Lehrerin spielen darf?

Kinder schauen sich beim Spielen gegenseitig „über die Schulter“, holen sich bei anderen Ideen und Anregungen und wenden das Gesehene selbst an. Sie lernen voneinander – auf eine schöne und völlig zwanglose Art.

Ein Plus für die Kindertagesstätte

Spätestens wenn das Kind drei Jahre alt ist, reicht zum Beispiel die Spielgruppe als Möglichkeiten zum gemeinsamen Spielen nicht mehr aus. Es braucht Kontakte, in denen es sich auch ohne elterlichen Schutz bewähren kann. Und es braucht die Möglichkeit, sich gemeinsam mit anderen richtig auszutoben, mit Fingerfarben zu schmieren, mit Ton und Knetmasse zu hantieren, in Pfützen und Matsch herumzuspringen.

Da ist es gut, dass jedes Kind in Deutschland ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kindertagesstätte hat. Die Kinder lernen dort neue Kinder und Erwachsene kennen, erlernen neue Rollen und haben viele Spielmöglichkeiten. Sie finden Freunde und lernen mithilfe der Erzieherinnen und Erzieher, Konflikte auszutragen. Integrative Kindertagesstätten bieten zudem Kindern mit  und ohne Behinderung die Möglichkeit, gemeinsam zu spielen und zu lernen. Im Umgang miteinander erleben und erfahren die Kinder, dass alle Kinder manche Dinge gut können und andere eben weniger gut; dass alle manchmal Erfolg haben und manchmal einen Misserfolg verkraften müssen.

Kinder wollen unter sich sein

Ab dem dritten Lebensjahr kommen Kinder im Umgang miteinander meistens schon ganz gut ohne die Einmischung Erwachsener zurecht.

Leider sind Kinder, zumindest bis zum Schulalter, heute fast pausenlos unter Aufsicht. Besonders in größeren Städten brauchen sie selbst zum nächsten Spielplatz meist die Begleitung Erwachsener, und sie haben wenig Möglichkeiten, einfach „unter sich“ und ohne Kontrolle von Erwachsenen zu sein. Gerade für Kinder im Kita- und Vorschulalter gehen damit aber sehr wichtige Erfahrungsmöglichkeiten verloren. Eltern (besonders „Stadteltern“) sollten deshalb darüber nachdenken, wo und wie sie für ihre Kinder Spielräume schaffen können, in denen sie nicht der ständigen Beobachtung Erwachsener ausgesetzt sind – auch wenn man sich sicherheitshalber in Rufnähe aufhält.

Hier einige Anregungen:

  • Manche Kindertagesstätten oder auch Spielplätze haben innerhalb ihres (eingezäunten) Geländes Bereiche, die nicht direkt einsehbar sind, zum Beispiel hinter Büschen oder Hügeln, wo man Höhlen bauen und sich den Blicken der Erwachsenen entziehen kann.
  • Wo gibt es Möglichkeiten für Kinder, sich (auch ohne Verabredung) gefahrlos zusammenzufinden (zum Beispiel im gemeinsamen Hof oder Garten der Hausgemeinschaft eines Mehrfamilienhauses)?
  • Welche Möglichkeiten bieten Ausflugs- und Urlaubsorte gerade auch in dieser Hinsicht?
  • Wo gibt es Raum für Abenteuer, für Angst und Mut und Bewährungsproben? Beispielsweise beim Zelten im eigenen Garten?

Natürlich ist Eltern anfangs oft „mulmig“ zumute, wenn ihre Kinder vorübergehend aus ihrem Blickfeld verschwinden. Aber es ist zugleich auch wichtig, ihnen diese Erfahrungen zu ermöglichen – nicht zuletzt, um zu der Selbstständigkeit zu finden, die sie als Schulkind benötigen werden.

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