Wie Kinder den Umgang mit Gefahren lernen
Wie ein Kind einmal selbst mit Gefahren umgeht oder sich in riskanten Situationen verhält, hängt vor allem von seinen Erfahrungen im Alltag ab.
Zum Schutz vor Gefahren sind Kinder zunächst völlig auf entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und umsichtiges Verhalten von Erwachsenen angewiesen. Doch gleichzeitig kann bereits die Entwicklung eines eigenen Gefahrenbewusstseins unterstützt und ein sicherheitsorientiertes Verhalten gefördert werden.
Spielerisch Sicherheit üben
Auch was mögliche Gefahren betrifft und wie man sich davor schützt, lernen Kinder am nachhaltigsten auf ihre eigene, spielerische Weise.
Im täglichen Miteinander sollten Sie deshalb immer wieder die Gelegenheit nutzen, Ihr Kind seinem Alter entsprechend damit vertraut zu machen, dass etwas auch gefährlich sein kann:
- Lassen Sie es spielerisch selbst erfahren, dass beispielsweise eine Nadel spitz ist und sticht.
- Oder lassen Sie es den Unterschied zwischen heiß und kalt entdecken: Lassen Sie es zum Beispiel abwechselnd ein mit heißem Wasser (ca. 40° Celsius) gefülltes, fest verschlossenes Fläschchen und einen Eiswürfel anfassen.
- Erkunden Sie zusammen mit Ihrem Kind die Wohnung nach Stellen, wo sich etwas Heißes (Backofen, Wasserkocher, Kerze) oder Kaltes (Kühlschrank) befindet.
Vor allem solche gemeinsamen Erlebnisse machen Kindern Spaß und hinterlassen oft nachhaltige Wirkung.
Für etwas größere Kinder – etwa ab vier Jahren – gibt es eine Reihe spezieller Spielsachen, durch die Kinder „spielend“ an bestimmte Sicherheitsaspekte oder „Gefahrenteufel“ herangeführt werden. Geeignet sind zum Beispiel entsprechende Vorlesebücher, Malhefte oder Brettspiele.
Kinder lernen auf ihre Art – Sicherheitserziehung
Gefahrenbewusstsein und ein sicherheitsorientiertes Verhalten bilden sich erst im Verlauf der kindlichen Entwicklung heraus. Doch bereits in den ersten Lebensjahren können Sie wichtige Grundlagen hierfür schaffen und Ihrem Kind die notwendigen Erfahrungen ermöglichen.
- Geben Sie Ihrem Kind genügend Raum und Gelegenheit, seine Umgebung spielerisch zu erkunden und auf einem manchmal etwas schwierigen Weg von Versuch und Irrtum zu erforschen. Vor allem auf diese Weise lernt es in den ersten Lebensjahren, wie etwas beschaffen ist, ob Dinge gleich oder verschieden sind, was viel oder wenig ist oder wie Ursache und Wirkung zusammenhängen.
- Erst mit zunehmendem Alter ist Ihr Kind bereit und in der Lage, auch durch „Unterweisung“ zu lernen. Es möchte dann zum Beispiel wissen, warum etwas so und nicht anders ist („Warum ist die Ampel rot?“). Doch gerade was Gefahrenpunkte und bestimmte Verhaltensweisen betrifft, braucht Ihr Kind auch dann immer noch eigene Erfahrung, praktische Übung und vor allem das Vorbild.
Und auch, wenn Ihr Kind alles zu verstehen scheint: Kinder nehmen ihre Umwelt anders wahr als wir Erwachsenen, denken und reagieren immer noch anders als Erwachsene und sind erst ab etwa neun bis zehn Jahren in der Lage, Gefahren vorausschauend zu erkennen. Doch auch das heißt dann noch nicht, dass sie sich davor auch schon schützen können!
Nachahmung braucht Ihr Vorbild
Wie man sich vor bestimmten Gefahren schützt, lernen Kinder vor allem durch das, was sie im Alltag beobachten können.
Hier ist Ihr Vorbild als Eltern gefragt. Denn in seinen ersten Lebensjahren orientiert sich Ihr Kind in seinem Verhalten vor allem an seinen Eltern und gegebenenfalls älteren Geschwistern. Im alltäglichen Miteinander schaut es sich bei Ihnen ab, wie vorsichtig oder arglos Sie mit gefährlichen Dingen und Situationen umgehen – wie Sie ein Messer halten, wie Sie mit Werkzeug umgehen, wie Sie sich beim Grillen oder auf der Straße verhalten.
Viel Bewegung hilft Risiken vermindern
Mangelnde Bewegung wirkt sich nicht nur auf die gesamte kindliche Entwicklung aus, sie gilt auch als Ursache für eine erhöhte Unfallgefahr: Motorisch ungeschickte Kinder sind unsicher in ihren Bewegungsabläufen, fallen oder stoßen sich hierdurch zum Beispiel häufiger und oft fehlt es ihnen an Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein. Noch schwerer wiegt im Hinblick auf die Unfallgefährdung, dass Kinder infolge unzureichender Bewegung nicht lernen, sich selbst richtig einzuschätzen. Es fehlt ihnen an körperlichen Erfahrungen, sodass sie kaum ein Gespür für die eigenen Fähigkeiten und Grenzen entwickeln können. Sie neigen dazu, ihre körperliche Leistungsfähigkeit grob zu überschätzen. Dies führt häufig zu riskantem Verhalten und schließlich in letzter Konsequenz zu Unfällen. Das ist übrigens eher bei Jungen als bei Mädchen der Fall.
So können Sie Ihr Kind darin unterstützen, seinen Körper beherrschen zu lernen und seine Möglichkeiten wie auch seine Grenzen herauszufinden:
- Versuchen Sie, Ihrem Kind von Anfang an einen möglichst abwechslungsreichen Bewegungsraum zu schaffen, in dem es möglichst vielfältige Bewegungserfahrungen machen kann.
- Bringen Sie Ihr Kind nicht in Positionen wie Sitzen oder Stehen, die es nicht selbstständig erreichen kann, und machen Sie keine „Gehübungen“, bevor es nicht selbstständig gehen kann. Nur so lernt es die wichtigen Übergangsbewegungen, das Abstützen und das „richtige“ Fallen.
- Verzichten Sie unbedingt auf Lauflernhilfen (sogenannte Gehfrei)! Sie bergen ein hohes Unfallrisiko mit oft schwerwiegenden Folgen.