Entwicklungsbedingte Unfallschwerpunkte im 1. Lebensjahr

0-12 Monate cc by-nc-nd Der Text dieser Seite ist, soweit es nicht anders vermerkt ist, urheberrechtlich geschützt und lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung Lizenz 3.0 Germany. Bitte beachten Sie unsere Verwendungshinweise. 29.09.2024

Eltern rechnen oft nicht damit, wie schnell sich ihr Kind entwickelt und „beweglich“ wird. Dadurch kann manche gefährliche Situation entstehen.

Eine sichere Grundausstattung – bei Bettchen, Wickelplatz, Badewanne, Kinderwagen, Autositz – und eine kindgerechte Umgebung sind wichtige Voraussetzungen, damit Ihr Kind nicht zu Schaden kommt. Vor allem aber ist es die aufmerksame Begleitung der Entwicklung Ihres Kindes und Ihre vorausschauende Wachsamkeit, die es vor Unfällen schützt. Hier erfahren Sie die wichtigsten Entwicklungsschritte, aus denen sich die häufigsten Unfallrisiken im ersten Lebensjahr ergeben.

Eine Mutter spielt mit ihrem Baby, nachdem es dieses auf einem Wickeltisch frisch gewickelt hat.
© Robert Kneschke - stock.adobe.com

Zuwendung zur Welt – die ersten Monate

In den ersten Lebensmonaten ist Ihr Kind noch nicht in der Lage, sich eigenständig umzudrehen. Allerdings können seine noch unkoordinierten Bewegungen – strampeln und mit den Armen „rudern“ – so heftig sein, dass es hierdurch seitlich oder nach vorn über die Kante des Wickeltisches rutschen und hinunterfallen kann. Vor allem ab dem dritten Monat sollten Sie darauf gefasst sein, dass sich Ihr Baby spontan umdrehen oder unversehens zur Seite rollen kann, wenn es sich einmal ausgiebig reckt und streckt. Das gilt vor allem für den Wickeltisch, aber auch zum Beispiel für die Couch oder für die Babywippe.

Mit etwa drei Monaten ist ein Kind in der Lage, seinen Körper eigenständig zu drehen – zunächst zur Seite, wenig später auch vom Bauch auf den Rücken und schließlich umgekehrt. Es wird nun zunehmend „wacher“ und interessiert sich immer stärker für seine Umgebung. Es kann inzwischen schon etwas entferntere Dinge sehen und Gegenstände bereits festhalten.

Mit etwa vier bis fünf Monaten beginnt das Kind, gezielt nach etwas zu greifen. Was es zu fassen bekommt, steckt es in den Mund, um es ausgiebig zu erforschen.

Unfallschwerpunkte in den ersten Lebensmonaten

Je neugieriger, kräftiger und beweglicher Ihr Kind wird, umso mehr ist Ihre vorsorgliche Aufmerksamkeit gefragt. Stürze, aber auch die Gefahr, sich zu „verheddern“, das Gesichtchen zu bedecken oder kleine Gegenstände „einzuatmen“, gehören für ein Baby zunächst zu den größten Unfallrisiken:

  • Stürze aus der Höhe – vom Wickeltisch, von der Couch, vom Sessel, aus der Babywippe.
  • Ersticken – durch Bettzeug, Strangulieren und Einatmen von Kleinteilen.
  • Unfälle beim Autotransport des Kindes.

Mit der zunehmenden Beweglichkeit und der wachsenden Neugier auf alles, was zum Greifen nahe ist, geraten zusätzliche Gefahrenpunkte ins Blickfeld. Hier sind vor allem Verbrühungen, zum Beispiel durch heißen Kaffee, zu nennen. Deshalb:

  • Trinken Sie nichts Heißes, während Sie Ihr Kind auf dem Schoß oder Arm haben.
  • Achten Sie darauf, dass nichts in Reichweite Ihres Kindes ist, was es nicht auch in den Mund nehmen darf.

Wachsende Mobilität und Neugier – das zweite Lebenshalbjahr

Mit Beginn des zweiten Lebenshalbjahres nehmen Selbstständigkeit und Beweglichkeit Ihres Kindes weiter zu. Es will seine Welt entdecken und erweitert nun krabbelnd, kriechend, schlängelnd oder robbend seinen Aktionsradius.

Gegen Ende seines ersten Lebensjahres wird es sich vermutlich aufsetzen und frei sitzen können. Manche Kinder beginnen bereits in diesem Alter, sich selbstständig hochzuziehen, an Möbeln entlangzugehen oder sogar schon frei zu gehen. Auch mit seinen Händen und Fingern wird ein Kind nun immer geschickter, bis es gegen Ende seines ersten Lebensjahres selbst allerkleinste Krümel und Fussel vom Boden auflesen kann.

Mit etwa sechs bis acht Monaten beginnt Ihr Kind eine erste Vorstellung von den Dingen zu entwickeln und ist mehr und mehr in der Lage, alltägliche Gegenstände zu erkennen und zu unterscheiden. Es fängt an, Auswirkungen von einfachen Handlungen und erste Zusammenhänge von Ursache und Wirkung zu begreifen. Damit ist es in der Lage, nun bereits gezielt Mittel einzusetzen, um etwas zu erreichen: Es schüttelt die Rassel, damit sie Geräusche macht; es zieht an der Schnur, um an die Laufente am anderen Ende zu kommen; es kann aber auch an einem herunterhängenden Kabel beispielsweise des Bügeleisens ziehen, um an das – in diesem Fall – gefährliche andere Ende zu kommen.

Auch wenn ein Kind noch nicht spricht, kann es ab etwa neun Monaten bereits einfache Aufforderungen verstehen, winkt „Auf Wiedersehen“ und schüttelt den Kopf als „Nein“.

Unfallschwerpunkte im zweiten Lebenshalbjahr

Auch im zweiten Lebenshalbjahr sind Sturz- und Erstickungsunfälle die schwerwiegendsten Gefahren.

  • Zum Wickeltisch kommen vor allem Babywippen und Kinderhochstuhl als weitere Sturzrisiken hinzu.
  • Eine besondere Sturzgefahr ist mit Lauflernhilfen verbunden. Hiervon ist vor allem wegen folgenschwerer Treppenstürze grundsätzlich abzuraten.

Der größere Bewegungsraum erweitert auch den kindlichen Erfahrungsraum: Ihr Kind ist neugierig und will seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten ausprobieren und weiterentwickeln, kennt aber noch keine Gefahren. Damit geraten im zweiten Lebenshalbjahr Verbrühungen und Vergiftungen verstärkt als Unfallgefahren ins Blickfeld:

  • Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten, wenn sich Ihr Kind beispielsweise an der Tischdecke hochzuziehen versucht oder an einem herunterhängenden Kabel des Wasserkochers zieht.
  • Vergiftungen, vor allem durch unsachgemäß aufbewahrte Haushaltschemikalien, Putzmittel und Medikamente.

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