Kunde Kind. Tipps zum Umgang mit Werbung
Auch in den Medien sind Kinder eine beliebte Zielgruppe der Werbeindustrie. Diese Tipps zeigen, wie Kinder früh lernen, mit Warenwelt und Werbung kritisch umzugehen.
Kinder als Zielgruppe von Werbung
Werbung ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig – auf Plakaten und Anzeigentafeln, in Zeitungen und Zeitschriften, als Werbespots in Radio und Fernsehen und als Banner, Pop-ups oder Overlays in Smartphone, Tablet oder Computer.
Noch dazu hat es die Werbung auf die Kleinen „abgesehen“. Denn Kinder sind nicht nur die Kundinnen und Kunden von morgen, sondern bereits früh mit Taschengeld und Geldgeschenken ziemlich kaufkräftig. Die Vorstellungen und der Geschmack der Kinder wirken sich zudem auf die Kaufentscheidungen der Eltern aus, zum Beispiel bei Lebensmitteln, Elektronikgeräten, Kleidern und mitunter sogar bei Möbeln oder Autos.
Hinzu kommt, dass Kinder meist „willige Opfer“ der Werbung sind. Denn sie mögen Werbung – besonders dann, wenn es um Produkte geht, die ihnen gut gefallen, zum Beispiel Spielzeug oder Süßigkeiten. Eingängige Slogans und Jingles, verbunden mit Witz und sympathischen Figuren machen die Faszination dieser Spots aus. Bei Online-Werbung kommt hinzu, dass Kinder und Eltern in der Regel nur einen „Klick“ von der entsprechenden Produktseite und einer Kaufgelegenheit entfernt sind.
Mit Werbung kritisch umgehen
Über Werbung wird Kindern schon ganz früh vermittelt, was man anscheinend alles besitzen muss, um „cool“, beliebt, anerkannt und glücklich zu sein. Dadurch entsteht ein enormer Druck nicht nur auf die Kinder, sondern auf ihre ganze Familie. Es ist wichtig, dass Kinder möglichst früh lernen, mit diesem Druck umzugehen. Ein wichtiger Schritt dahin ist, dass sie schon sehr früh in einem kritischen Umgang mit Werbung und der Konsumwelt unterstützt und bestärkt werden.
So lernen Kinder mit Werbung umzugehen
Kinder sind erst ab etwa sechs Jahren in der Lage, Fernsehwerbung vom eigentlichen Programm zu unterscheiden. Aber auch schon vorher können sie spielerisch – und natürlich altersgemäß – für das Thema sensibilisiert werden. Hier die wichtigsten Tipps:
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Produkte und darüber, wie und was in der Werbung dargestellt wird. Vielleicht haben Sie ja auch das eine oder andere der beworbenen Produkte im Haus, dann lassen Sie Ihr Kind die Darstellung in der Werbung mit dem tatsächlichen Produkt vergleichen.
- Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wo man überall Werbung findet und zeigen Sie ihm möglichst auch Beispiele „versteckter“ Werbung in Apps, auf Online-Seiten oder auch in Filmen.
- Lassen Sie Ihr Kind seine Kinderzeitschrift (oder auch eine andere Zeitschrift) untersuchen und zählen, wie viele Seiten Werbung darin sind und wofür geworben wird.
- Schauen Sie mit Ihrem Kind zusammen Werbespots im Fernsehen an und versuchen Sie, gemeinsam herauszufinden, wofür hier geworben wird.
- Schauen Sie sich mit Ihrem Kind zusammen an, wie die Konsumwelt funktioniert: Von wem wird das Spielzeug hergestellt, das ich mir so dringend wünsche? Unter welchen Bedingungen? Was bedeutet das womöglich für die Umwelt? Viele Kinder sind sensibel und offen für ökologische und soziale Themen.
- Lassen Sie Ihr Kind Collagen aus Zeitschriften-Werbung zusammenstellen – zum Beispiel zum Thema „Ein volles Spielzimmer“ (5- bis 6-Jährige).
- Nicht jede Medienmode sollte mitgemacht werden und nicht jeder muss alles haben. Unterstützen Sie Ihr Kind darin, „nein“ zu sagen und loben Sie es, wenn es einigen Verlockungen der Werbung widersteht. Vielleicht können Sie Ihr Kind auch dazu ermuntern, ab und zu für eine gewisse Zeit Spielzeug mit Freunden zu tauschen – dann haben alle was davon, ohne dass jeder immer gleich alles kaufen muss.
- Zeigen Sie aber auch Verständnis für die Wünsche Ihres Kindes. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Kinder etwas verlangen, weil andere es auch haben. Sie wollen dazugehören. Das sollten Sie verstehen und manchmal diesem Bedürfnis nachgehen. Wie das jeweils zu entscheiden ist, wissen Sie als Eltern am besten, weil Sie Ihr Kind kennen.
Kinder und Online-Einkäufe – die wichtigsten Regelungen
Mit wenigen Befehlen oder Klicks können auch kleine Kinder über Spiele-Apps oder Smart Speaker (z. B. Alexa) schon Einkäufe im Internet tätigen. Wie ist die rechtliche Lage? Was können Eltern tun?
- Kinder bis zum Alter von 6 Jahren einschließlich sind im rechtlichen Sinn „geschäftsunfähig“. Sie dürfen ohne die ausdrückliche Zustimmung der Eltern oder der gesetzlichen Vertretung keine Einkäufe tätigen.
- Das gilt natürlich auch für Online-Einkäufe über Smart Speaker, Spiele-Apps, Werbebanner oder -Pop-ups und dergleichen im Internet. Kommt es zu einem Einkauf, kann dieser durch die Eltern oder der sorgeberechtigten Person nachträglich widerrufen werden, in der Regel innerhalb von 14 Tagen.
- Heikel wird es, wenn ein Kind das Profil eines Erwachsenen z. B. bei Ebay oder Amazon benutzt und im Online-Shop einkauft. Diese Einkäufe gelten als wirksam.
Deshalb ist es wichtig, dass das Kind frühzeitig über Formen und Wirkung von Werbung und Einkäufen im Internet Bescheid weiß. Umgekehrt sollten die Eltern wissen, was ihr Kind online macht. Zugänge bzw. Passwörter zu Online-Shops sollte das Kind nicht kennen. Klare Regelungen in der Familie beim Surfen oder Spielen im Internet können manchen Ärger verhindern.