Stillen – wie der Start gelingt
Diese Tipps und Hinweise helfen Ihnen und Ihrem Baby zu einem gelungenen Stillstart.
Der Stillbeginn
Nach Möglichkeit sollten Mütter unmittelbar nach der Geburt ungestörten Hautkontakt mit ihrem Baby haben können. Wenn sich das Baby von den Anstrengungen der Geburt etwas erholt hat, ist es meist ruhig und wach und nimmt intensiv die neuen Eindrücke um sich herum wahr. Von ganz allein beginnt es meist, sich auf dem Bauch der Mutter zu ihrer Brust hinzubewegen, sie in den Mund zu nehmen und zu saugen. Lassen Sie sich und Ihrem Baby dabei Zeit. Behalten Sie Hautkontakt. Nach einiger Zeit wird es bereit sein. Jedes Baby ist anders und braucht seine Zeit.
Mutter und Kind sind beide vorbereitet
Während der Schwangerschaft hat sich das Baby Monat für Monat auf sein Leben und seine erste Nahrungsquelle vorbereitet: Es hat das Saugen geübt, am Daumen gelutscht und Fruchtwasser getrunken. Gleichzeitig hat das Hormonsystem Körper und Brust der Mutter aufs Stillen „programmiert“. Bei der Geburt Ihres Kindes ist also für alles gesorgt. In der Regel brauchen Sie einfach nur anzufangen.
Auch wenn es vielleicht nicht auf Anhieb klappt, sollten Sie sich und Ihrem Baby vertrauen. Schon bald werden Sie ein Team sein, das gut aufeinander abgestimmt zusammenarbeitet.
Die Milchbildung
Die erste Milch, auch Kolostrum genannt, wird schon ab der 16. Schwangerschaftswoche von der Brust gebildet. Die erste Milch ist für das Baby also auf jeden Fall bei der Geburt schon da, auch wenn das Baby früher als erwartet zur Welt kommen sollte. Das Kolostrum enthält wichtige Schutzstoffe, die den Darm des Babys auskleiden und es vor Erkrankungen schützen. Das Kolostrum unterstützt das Immunsystem und trägt zu einer gesunden Darmflora bei. Es ist reich an Nährstoffen, leicht verdaulich und regt den Stuhlgang des Neugeborenen an. Das Kolostrum ist gelb und dickflüssig.
- In den ersten Tagen sollten Sie Ihr Baby häufig anlegen, damit es ausreichend von dem Kolostrum bekommt.
- Das Saugen Ihres Babys setzt in Ihrem Körper zwei für das Stillen wichtige Hormone frei: Prolaktin, das für die Milchbildung sorgt, und Oxytocin, das die Milchfreigabe bewirkt. Dass die Milch zu fließen beginnt, spüren manche Mütter an einem Kribbeln oder einem Wärmegefühl in der Brust. Und ob alles gut läuft, erkennen Sie daran, dass Ihr Kind zufrieden saugt und schluckt.
- Zwischen dem zweiten und vierten Tag produziert die Brust in der Regel die sogenannte Übergangsmilch. Dies wird auch oft als „Milcheinschuss“ bezeichnet. Die Brüste werden nun deutlich größer. Die Vormilch ist sahnig und gelblich und ernährt das Baby bis zum Ende der zweiten Woche.
- Das Baby will nun, insbesondere auch am Abend oder der Nacht, sehr oft gestillt werden.
Danach bildet sich die reife Frauenmilch, die eher weißbläulich aussieht. Das ist die Muttermilch, die sich bis zum Ende der Stillzeit nicht mehr verändert.
Gestillt wird, so oft und so lange das Baby mag
Neugeborene haben einen kleinen Magen und brauchen häufige kleine Mahlzeiten. Wenn das Baby Hunger hat, sucht, saugt oder schmatzt es oft – es wird unruhig. Spätestens wenn es weint und sich sehr stark bewegt, sollte es die Brust bekommen. Stillen Sie acht bis zwölf Mal in 24 Stunden oder öfter – die Abstände zwischen dem Stillen können gerade am Anfang zwischen einer und drei Stunden lang sein. Mit jedem Stillen wird neue Milch gebildet, und die Milchmenge wird rasch größer und Babys Magen auch.
Lassen Sie sich helfen – in der Klinik wie auch zu Hause
Die meisten Kliniken bieten heute die Möglichkeit an, das Neugeborene im Zimmer der Mutter unterzubringen (Rooming-in). Hierdurch können Sie Ihr Baby immer bei sich haben und es nach Bedarf stillen. Suchen Sie sich den Geburtsort danach aus, denn Rooming-in hilft Ihnen und Ihrem Baby dabei, sich gut aufeinander einzuspielen. Es erleichtert Ihnen zudem, Sicherheit und Selbstvertrauen im Umgang mit Ihrem Baby zu finden. Wie oft Sie stillen, richtet sich nach dem Bedarf Ihres Babys. In besonderen Situationen muss es zum Stillen geweckt werden, wenn es zum Beispiel zu wenig zunimmt, bei Trinkschwäche oder bei Gelbfärbung (Hyperbilirubinämie). Die meisten Neugeborenen möchten etwa acht- bis zwölfmal innerhalb von 24 Stunden oder häufiger gestillt werden.
Lassen Sie sich von der Hebamme oder den Fachkräften der Stillberatung in der Klinik zeigen, wie Sie Ihr Baby in einer guten Stillposition richtig anlegen. Sie sind besonders geübt darin, Anfangsschwierigkeiten auszuräumen und Ihnen zu helfen, manches Stillproblem zu vermeiden. Insbesondere dann, wenn Ihr häusliches und/oder familiäres Umfeld skeptisch gegenüber dem Stillen eingestellt ist.
Auch wenn Sie mit Ihrem Baby zu Hause sind, sollten Sie nicht zögern, Ihre Hebamme oder eine Stillfachperson um Rat und Hilfe zu bitten, wenn es Probleme oder Unsicherheiten gibt. Auch bei kleinen Fragen wird Ihnen gerne geholfen.
Ein Kaiserschnitt behindert das Stillen nicht
Nach einer Periduralanästhesie (Betäubung von der Taille an abwärts) kann ein gesundes Baby gleich nach der Operation angelegt werden. Nach einem Kaiserschnitt mit Vollnarkose ist Stillen möglich, sobald Sie sich dazu in der Lage fühlen. Lassen Sie sich beim Anlegen möglichst helfen, damit Sie Ihr Baby gut halten können.
Wenn Sie Medikamente einnehmen
Wenn Sie krank sind und Medikamente nehmen müssen, sollten Sie Ihre Ärztin bzw. Ihren Arzt fragen, welche Medikamente stillverträglich sind. Meistens gibt es Medikamente, bei deren Einnahme weiter gestillt werden kann. Auf dem Portal www.embryotox.de finden Sie einige Informationen zur Verträglichkeit von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit.
Frühgeborene wachsen in das Stillen hinein
Für frühgeborene Babys ist Muttermilch besonders wichtig. Sollte ein Baby noch zu schwach zum Saugen sein, kann es dennoch mit Muttermilch ernährt werden. Alle Kliniken fördern heute das Abpumpen und die Ernährung mit Muttermilch (durch Sonden oder per Fläschchen). Ihre Hebamme oder Stillberaterin hilft Ihnen bei der Vorbereitung auf das Stillen. Wenn die eigene Milch nicht ausreicht, fragen Sie nach gespendeter Frauenmilch. An manchen Kinderkliniken in Deutschland gibt es Frauenmilchsammelstellen, die sorgfältig geprüfte und hygienisch einwandfreie Spendermilch von Frauen zur Verfügung stellen können. Auf der Frühgeborenenstation sollten Sie so oft wie möglich für Ihr Baby da sein. Nach Möglichkeit können Sie es hier nach der Känguru-Methode – nur mit einer Windel und eventuell einem Mützchen bekleidet – zwischen Ihre Brüste legen, es wärmen und streicheln. Bei diesem engen Hautkontakt entwickelt es sich meist rasch, und auch das Stillen ist dann schneller möglich.
Auch Zwillinge können voll gestillt werden
Mit zwei Babys im Arm haben Mütter wirklich alle Hände voll zu tun. Zwillingsmütter können beide Babys voll stillen. Auch hier gilt: Die Nachfrage regelt das Angebot, weshalb das Stillen für Zwillinge und auch für Drillinge möglich ist, solange Mutter und Kinder es wollen. Andere Mütter entscheiden sich für die Zweimilchernährung, das heißt, jedes Baby wird abwechselnd gestillt und mit der Flasche gefüttert. Auch Mehrlinge sollten nach Bedarf gestillt werden, um die Milchbildung optimal anzuregen. Viele Zwillingsmütter stillen beide Kinder gleichzeitig, damit sich die Schlaf- und Wachzeiten der beiden aneinander anpassen. So kann die Mutter ihre kleinen Auszeiten zum Ausruhen oder Essen nutzen. Wichtig ist es, einen ganz persönlichen Weg zu finden und sich dabei helfen und unterstützen zu lassen. Hilfreich kann beispielsweise der Austausch mit anderen Zwillingsmüttern sein. Kontakte lassen sich über die Hebamme oder eine Stillgruppe finden. Auch das Internet bietet unter dem Suchwort „Zwillingsmütter“ viele Informationen.