Muttermilch abpumpen und aufbewahren
Im Umgang mit abgepumpter Muttermilch sind einige Hinweise für Hygiene und Aufbewahrung zu beachten. Für die Pflege der Brust empfiehlt sich einfach klares Wasser.
Wenn Sie stillen und sich einmal eine „Auszeit“ – zum Beispiel für einen Kinobesuch – gönnen möchten, können Sie zuvor Milch abpumpen. Der Vater, eine gute Freundin oder eine andere Bezugsperson kann dann dem Kind zu gegebener Zeit die Milch in der Flasche geben. Auch wenn Sie wieder berufstätig sind, aber keine Möglichkeit haben, Ihr Kind während der Arbeitszeit direkt zu stillen, können Sie die Zeit mit abgepumpter Milch überbrücken. Vielleicht möchten Sie Ihr Kind aber auch während seines Aufenthalts in der Kita oder in der Kindertagespflege mit Muttermilch ernähren.
So gewinnen Sie die Milch per Hand
Je nachdem wann und aus welchem Grund Sie die Brust entleeren möchten, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Sie vorgehen können. Zum Einen können Sie Milch ausstreichen, d. h. Sie entleeren die Brust mit der Hand. Diese Methode bietet sich auch an, wenn Sie gerade keine Pumpe zur Hand haben. Oder Sie finden das Ausstreichen einfach angenehmer als die Verwendung einer Pumpe und Ihnen gelingt dies auch effektiv – auch dann können Sie natürlich vorwiegend auf diese Art der Milchgewinnung setzen.
Dazu waschen Sie sich zunächst die Hände gründlich mit Wasser und Seife. Zum Abtrocknen eignet sich ein Papierhandtuch oder ein Handtuch, das täglich ausgewechselt werden sollte. Wenn Sie möchten, können Sie anschließend Ihre Brust durch feuchte Wärmewickel und eine sanfte Massage lockern. Das hilft anschließend beim Ausstreichen. Die Brust braucht normalerweise nicht speziell gereinigt werden. Umfassen Sie die Brust mit Daumen sowie Zeige- und Mittelfinger in Form eines „C“ (sogenannter C-Griff. Der Daumen liegt dabei oberhalb, die anderen Finger unterhalb des Warzenhofs. Der Abstand zur Brustwarze beträgt etwa zwei bis drei Zentimeter. Drücken Sie nun Daumen und Finger mit sanftem Druck in Richtung Brustkorb. Führen Sie jetzt Daumen und Finger mit leichtem Druck gleichzeitig in Richtung Brustwarze zusammen, so dass sich der Warzenhof zusammenschiebt, ohne dass die Finger dabei über die Hand rutschen und lösen Sie den Druck. Wiederholen Sie den Ablauf ein paar Mal und verfahren Sie auf diese Weise – jeweils um ein bis zwei Zentimeter im Uhrzeigersinn versetzt – rund um die Brust, um alle Milchgänge zu entleeren. Sie können die Hand wechseln, wenn dies bequemer ist.
Am besten lassen Sie sich diese Methode von der Hebamme oder der Stillberaterin zeigen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass Sie an nichts denken müssen und ohne technische Hilfsmittel auskommen.
Wenn Sie eine Handpumpe verwenden
Sie können sich aber auch eine mechanische Handpumpe zulegen. Diese gibt es von vielen verschiedenen Firmen und erhalten Sie zum Beispiel in Drogeriemärkten, Sanitätshäusern und Apotheken. Handpumpen eignen sich besonders gut, wenn Sie nur hin und wieder Milch abpumpen wollen. Die meisten Modelle sind hierbei vergleichsweise preiswert und, da sie ohne Strom funktionieren, auch sehr leise. Auch hier ist es wichtig, dass Sie sich vor dem Abpumpen gründlich die Hände und Fingernägel zu reinigen.
Der Gebrauchsanleitung Ihres Modells können Sie entnehmen, wie Sie die Pumpenteile und das Zubehör reinigen müssen. Auch bei diesem Abpumpen ist es wichtig, den Milchspendereflex auszulösen. Hierzu eignet sich eine sanfte Massage der Brust besonders gut. Wichtig ist, dass der Trichter der Pumpe zur Größe Ihrer Brust und Ihren Brustwarzen passt. Lassen Sie sich entsprechend beraten.
Eine elektrische Muttermilchpumpe für den häufigen Gebrauch
Wenn Sie häufig viel Milch abpumpen wollen oder müssen, weil Sie zum Beispiel wieder berufstätig sind, empfiehlt sich eine transportable elektrische Muttermilchpumpe, da Sie in relativ kurzer Zeit eine ganze Stillmahlzeit gewinnen können. Viele Modelle pumpen an beiden Brüsten gleichzeitig. Der Vorteil: Die Milchmenge erhöht sich und man kann viel Zeit sparen. Es gibt sowohl batteriebetrieben Modelle, als auch Varianten mit Stromanschluss. Da diese Pumpen meist sehr teuer sind, lohnt es sich, ein Modell bei einer Klinik, Apotheke, Sanitätshaus oder einem Muttermilchpumpenverleih für die Stillzeit auszuleihen. Auf Reisen sind akkubetriebene Pumpen zu empfehlen.
Auch bei elektrischen Pumpen ist es sehr wichtig, dass der Trichter von der Größe her zu Ihrer Brust passt. Der Pumpentrichter sollte mittig auf die Brustwarze angesetzt werden. Ist er zu klein, kann es passieren, dass der Abpumpvorgang für Sie durch die Wundreibung schmerzhaft ist. Ist er zu groß, wird der Pumpvorgang nicht mehr so effektiv. Am besten beginnen Sie mit dem geringsten Sog und erhöhen Sie diesen Schritt für Schritt. Für die genauen Einstellungen, wie Saugfrequenz und Vakuum, lassen Sie sich am besten dort beraten, wo Sie die Pumpe leihen. Dort können Sie auch direkt erfragen, wie Sie die Pumpe am besten reinigen, oder nehmen Sie dazu Kontakt mit dem Hersteller auf.
Wenn Sie oder ihr Baby krank sind können Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ein entsprechendes Rezept ausstellen lassen und Ihre Krankenkasse kontaktieren. In diesem Fall werden die Kosten für eine elektronische Muttermilchpumpe von ihr übernommen.
Geeignete Sammelgefäße zum Einfrieren von Muttermilch
Neben Flaschen aus Glas oder Kunststoff eignen sich Muttermilchbeutel zum Einfrieren von Muttermilch. Dabei ist Folgendes zu beachten:
- Die Glasflaschen sollten nicht komplett mit Muttermilch gefüllt werden. Der nicht gefüllte Luftraum sollte ca. 2,5 cm betragen. Das verhindert, dass durch die Ausdehnung der Milch beim Gefrieren die Flasche beschädigt wird. Leere, saubere Flaschen am besten im Kühlschrank aufbewahren.
- Bei Gefäßen aus Kunststoff eignen sich Flaschen, die für die Aufbewahrung von Milch für Säuglinge und Kleinkinder geeignet sind. Das stellt sicher, das keine gesundheitsgefährdenden Stoffe aus dem Material der Flasche in die abgefüllte Muttermilch gelangen kann.
- Muttermilchbeutel sollten stabil und gut verschlossen in einem sicheren Bereich des Tiefkühlschrankes aufbewahrt werden. Eisbeutel oder normale Tiefkühlbeutel werden vorher nicht sterilisiert und eignen sich deshalb nicht zum Einfrieren der Milch.
Andere Gefäße wie z. B. Marmeladengläser oder Babybreigläser sollten nicht verwendet werden, weil sie nicht ausreichend gesäubert werden können.
Hygiene im Umgang mit abgepumpter Muttermilch
Um die Qualität der Muttermilch zu erhalten, ist eine sorgfältige Hygiene unerlässlich. Sie sollten daher unbedingt auf diese Hinweise achten:
- Füllen Sie die Milch gleich im Anschluss an das Abpumpen am besten in geschätzten Mahlzeitenmengen in ein sauberes Gefäß oder einen Muttermilchbeutel. Das aktuelle Datum sollte wischfest darauf vermerkt werden.
- Die abgepumpte Muttermilch sollte schnellstmöglich gekühlt werden. Lagern Sie sie am besten im Kühlschrank oder in der Tiefkühltruhe beziehungsweise in einem Tiefkühlfach.
- Im Kühlschrank hält sich Muttermilch bei einer Temperatur unterhalb von 4 bis 6 °Celsius bis zu vier Tagen. Die Flaschen sollten aber im kältesten Bereich des Kühlschranks stehen (an der Hinterwand nahe dem Kühlaggregat).
- Am Arbeitsplatz sollte der Personalkühlschrank sauber sein und ebenfalls eine Temperatur von 4 bis 6 °Celsius aufweisen. Die Muttermilchflaschen sollten hier getrennt von anderen Lebensmitteln in einer Kunststoffbox gekühlt werden.
- In einer Kühltasche oder Styroporbox mit Kühlelementen kann die Milch mit Kühlelementen bei 15 °Celsius (besser weniger) 24 Stunden transportiert werden. Die Milch möglichst vorkühlen und die Kühltasche beim Transport nicht öffnen, um eine Unterbrechung der Kühlkette zu verhindern. Werden mehrere Milchflaschen transportiert, sollten die Flaschen umwickelt und die Kühlelemente zwischen die Flaschen gelegt werden.
- Ohne Kühlung hält sich abgepumpte Milch bei einer Raumtemperatur von 15 bis 25 °Celsius sechs bis acht Stunden und sollte umgehend verfüttert werden.
- Tiefgefroren können Sie die Milch bis zu sechs (bis zwölf Monate akzeptabel) (bei -18 bis -22 °C oder kälter) lagern. Sie können gekühlte flüssige Muttermilch zu bereits gefrorener Milch dazugeben, wenn Sie die Flasche sofort wieder einfrieren. Ebenfalls ist es möglich, die Muttermilch der letzten 24 Stunden bei einer Temperatur von 4 bis 6 Grad Celsius zu sammeln und dann einzufrieren. Im Gefrierfach eines Kühlschrankes beträgt die Lagerdauer bei -15 °Celsius zwei Wochen. Tiefgefrorene Milch kann mit Hilfe von gut isolierten Behältern und Trockeneis transportiert werden.
- Besonders schonend kann die gefrorene Muttermilch im Kühlschrank über zwölf Stunden hinweg aufgetaut werden. Nach dem Auftauen der Milch im Kühlschrank kann sie dort im hinteren, unteren bis mittleren Bereich des Kühlschranks zwei Tage gelagert werden. Unter fließendem kalten oder lauwarmem Wasser (bis max. 37 °Celsius) geht es schneller. Die Milch muss aber dann innerhalb von zwei Stunden verfüttert werden. Auch ein Auftauen (1 bis 4 Stunden) bei Raumtemperatur (15 bis 20 °Celsius) ist möglich.
- Grundsätzlich sollte aufgetaute Milch, bis sie verfüttert wird, immer im Kühlschrank aufbewahrt werden. Grundsätzlich gilt: Aufgetaute Muttermilch darf nicht länger als zwei Stunden bei Raumtemperatur stehen gelassen und nicht wieder eingefroren werden.
- Die Milch sollte wegen der ungleichmäßigen Erhitzung keinesfalls in der Mikrowelle aufgetaut oder erwärmt werden. Empfehlenswert ist es, die Milch vor dem Füttern schonend unter fließendem warmem Wasser, in einem Wasserbad oder im Flaschenwärmer mit Warmluft auf Trinktemperatur ca. 15 bis 20 Min zu erwärmen (37 °Celsius). Ein leichtes Schwenken der Flasche hilft das eventuell aufgerahmte Fett zu verteilen.
Zur Reinigung der Milchflasche und Pumpenset sollten diese in Einzelteile zerlegt werden und zeitnah mit heißem Wasser und Spülmittel gesäubert werden. Danach unter fließendem Wasser abspülen. Abtrocken kann man dann mit Papierhandtüchern oder man lässt alles an der Luft trocknen. Die Flaschen sollten danach mit einem sauberen Tuch abgedeckt werden. Eine Sterilisation ist nicht nötig. Alternativ können die Teile auch drei Minuten ausgekocht oder in der Geschirrspülmaschine bei ≥ 65 °Celsius gesäubert werden. Kleinteile können in einem geschlossenen Korb oder Wäschesack gegeben werden.
So pflegen Sie die Brust
Zur Brustpflege während der Stillzeit empfiehlt es sich, die Brust lediglich täglich mit klarem Wasser abzuwaschen. Waschlotionen und Seifen trocknen die Haut nur unnötig aus und können zu wunden Brustwarzen und Einrissen führen. Nach dem Stillen ist es gut, die Feuchtigkeit aus Milch und Speichel antrocknen zu lassen, da Muttermilch desinfizierend wirkt. Wenn Sie sich damit wohler fühlen, können Sie Still-BH und Stilleinlagen verwenden, sie sind aber kein Muss. Die Stilleinlage sollte dann bei jeder Milchgewinnung gewechselt werden. Manchmal fließt am Anfang etwas Milch ungewollt aus der Brust aus. Hier kann der leichte Druck durch die Stilleinlagen bremsend wirken.
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» www.infektionsschutz.de