Thema Linkshändigkeit
Ob Links- oder Rechtshänder, die Händigkeit bildet sich von selbst heraus und sollte nicht beeinflusst werden
Linkshändigkeit ist keine „schlechte Angewohnheit“, und linkshändige Kinder können ebenso gut malen und basteln wie rechtshändige Kinder. Die Händigkeit, also welche Hand bevorzugt benutzt wird, ist angeboren und vermutlich vererbt. Die genaue Zahl der Linkshänder ist nicht bekannt. Manche Forscher gehen sogar davon aus, dass es ebenso viele Linkshänder wie Rechtshänder gibt.
Wann sich die Händigkeit ausprägt
In der Regel benutzen Kinder beim Greifen zunächst beide Hände etwa gleich häufig. Etwa nach dem achten Lebensmonat bevorzugen die meisten Kinder eine Hand beim Greifen, und im dritten Lebensjahr ist die Händigkeit meist deutlich und stabil ausgeprägt. Einige Kinder zeigen aber auch noch bis zum fünften oder sogar sechsten Lebensjahr einen häufig wechselnden Handgebrauch.
Die Händigkeit nicht beeinflussen
Auch wenn heute in der Regel Linkshänder nicht mehr „umgeschult“ werden, so werden viele Kinder doch in ihrer Händigkeit beeinflusst oder schulen sich selbst um. Häufig wollen sie andere nachahmen und alles wie sie machen, oder sie wollen „das schöne, richtige Händchen“ gebrauchen – auch wenn nach ihrem eigenen Körpergefühl die linke Hand die richtige ist.
Ihr Kind sollte von Anfang selbst wählen dürfen, mit welcher Hand es etwas tut:
- Geben Sie Ihrem Kind das Spielzeug am besten nicht in eine bestimmte Hand, sondern legen oder reichen Sie es in die Mitte.
- Vermeiden Sie Bewertungen wie „schönes, gutes oder richtiges Händchen“ für die rechte Hand.
- Achten Sie darauf, dass auch die Großeltern und andere Verwandte, Nachbarn oder andere Bezugspersonen Ihr Kind nicht durch solche Bewertungen beeinflussen.
- Achten Sie bei der Auswahl von Spielzeug und Gebrauchsartikeln nach Möglichkeit auf beiderseitige Verwendbarkeit, um die freie Handwahl zu ermöglichen.
Warum eine Umschulung der Händigkeit problematisch ist
Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass die Händigkeit mit der motorischen Dominanz der linken oder rechten Großhirnhälfte zusammenhängt und bestimmte Gehirnprozesse durch die Händigkeit unterschiedlich ablaufen. Durch eine Umschulung der Händigkeit kommt es zu Über- und Unterbelastungen im Gehirn. In deren Folge kann es zu Störungen und Problemen bei der Konzentrationsfähigkeit und beispielsweise beim Lernen und Behalten, beim Schreiben, Malen und Hantieren kommen. Auch seelische und psychische Probleme können durch eine Umschulung hervorgerufen werden.
Schulanfang: Was tun, wenn die dominante Hand nicht sicher ist?
Wenn Ihr Kind auch nach dem vierten Lebensjahr noch häufig die Hand wechselt und Sie unsicher sind, ob es Links- oder Rechtshänder ist, sollten Sie mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin darüber sprechen. Gegebenenfalls können Sie durch einen Experten oder eine Expertin die Händigkeit Ihres Kindes in einem geeigneten Test abklären lassen.
In einem solchen Test wird das Kind zum Beispiel gebeten, Handlungen durchzuführen, die nur mit einer Hand üblich sind, wie Zähne putzen, schreiben, eine Blume gießen oder malen.
Wichtig ist, dass noch vor Schuleintritt die Schreibhand feststeht. Das Schreiben von links nach rechts führt bei Linkshändern leicht zu einer verkrampften Haltung, die langfristig Haltungsschäden verursachen kann. Deshalb müssen linkshändige Kinder eine lockere Schreib- und Malhaltung in der Regel gezeigt bekommen und üben, zum Beispiel, wie sie Stifte halten und das Mal- und Schreibpapier legen. Vielerorts werden vor der Einschulung inzwischen auch Vorbereitungskurse für das linkshändige Schreiben angeboten.
So unterstützen Sie das linkshändige Kind
Um Ihrem linkshändigen Kind eine ungestörte Entwicklung zu ermöglichen, sollten Sie es in seiner Händigkeit unterstützen und fördern:
- Ihr Kind sollte über bestimmte Gebrauchsgegenstände für Linkshänder verfügen. Hierzu gehören zum Beispiel Schere, Spitzer, dreieckige Wachsmalkreiden und Stifte, Schreib- und Malauflagen, die das Erlernen einer lockeren Mal- und Stifthaltung erleichtern.
- Am Familientisch, in der Kindertagesstätte oder in der Schule sollte Ihr Kind neben einem Linkshänder oder immer links von einem Rechtshänder sitzen, damit sich die Kinder nicht gegenseitig behindern.
- Bestimmte Tätigkeiten wie Schneiden oder Schleifebinden, das Spitzen von Stiften, die Haltung beim Malen und Schreiben und Ähnliches laufen beim linkshändigen anders als beim rechtshändigen Kind ab. Unterstützen Sie Ihr Kind beim Erlernen dieser Techniken besonders.