Vom Greifen bis zur Fingerfertigkeit

0-6 Jahre cc by-nc-nd Der Text dieser Seite ist, soweit es nicht anders vermerkt ist, urheberrechtlich geschützt und lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung Lizenz 3.0 Germany. Bitte beachten Sie unsere Verwendungshinweise. 24.06.2024

In den ersten Lebensjahren lernen Kinder ihre Hände und Finger gezielt zu nutzen und als „Werkzeuge“ einzusetzen. Dabei werden sie immer geschickter.

1. Lebensjahr: Greifentwicklung

Im Verlauf des ersten Lebensjahres lernt ein Kind, die Bewegungen seiner Hände und Finger zu steuern, Augen und Armbewegungen immer besser aufeinander abzustimmen und schließlich gezielt nach Dingen zu greifen.

Infografik
Entwicklung der Hand- und Fingermotorik

In den ersten Lebensjahren werden Kinder mit Händen und Fingern immer geschickter. Die Infografik zeigt, wann ein Kind bestimmte Fertigkeiten in etwa gelernt hat.

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Ausführliche Informationen zur Greifentwicklung des Babys finden sich in den Texten zur Entwicklung in den ersten 12 Monaten. 

2. Lebensjahr: Verfeinerung der Auge-Hand-Koordination

Im zweiten Lebensjahr verfeinert sich zusehends das Zusammenspiel von Augen und Händen. Ihr Kind weiß seine Fähigkeit, etwas mit den Kuppen von Daumen und Zeigefinger zu fassen (Pinzettengriff), nun immer sicherer und geschickter einzusetzen:

  • Ihr Kind kann sich unermüdlich damit beschäftigen, selbst kleinste Krümel und Fusel mit den Fingern aufzulesen.
  • Es kann jetzt Stifte mit der Faust greifen und baut seine ersten Türme.
  • So langsam bevorzugt Ihr Kind die rechte oder linke Hand beim Greifen.

Die Bewegungen des Handgelenks werden mit denen der Finger immer besser koordiniert. Damit ist Ihr Kind nun in der Lage, das Spielzeug in seiner Hand auch gezielt loszulassen und zielgenau am richtigen Platz abzulegen: Wenn Sie Ihr Kind bitten, Ihnen sein Spielzeug, das es in der Hand hält, zu geben, legt es dies in Ihre Hand.

3. Lebensjahr: Mehr Fingergeschick

Ihr Kind ist wahrscheinlich schon recht geschickt mit seinen Händen und Fingern geworden. Es möchte nun immer mehr selbst machen:

  • Es interessiert sich für seine Kleidungsstücke und möchte Schuhe und Strümpfe allein ausziehen.
  • Es benutzt die Fingerspitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger, um kleinere Gegenstände zu greifen.
  • Es lernt Buchseiten einzeln umzublättern und hantiert zunehmend besser mit kleinen Gegenständen.
  • Es beginnt, mit Stiften auf Papier zu kritzeln.

Ab etwa drei Jahren wird das Basteln und Bauen mit kleinen Teilen immer wichtiger.

4. Lebensjahr: mehr Selbstständigkeit

Die Zeit der W-Fragen (Warum, wieso, wo, wann, woher?) ist angebrochen, und Ihr Kind möchte vieles selbst machen oder zumindest ausprobieren.

  • Es kann sich weitgehend selbst anziehen.
  • Beim Malen und Zeichnen kann das Kind den Stift richtig zwischen den Spitzen der ersten drei Finger halten.
  • Es kann Männchen mit Kopf und Füßen und Gegenstände wie Haus, Baum, Sonne oder Auto – manchmal noch etwas unbeholfen – malen.

In vielen Kinderzimmern werden jetzt die Wände mit Kinderzeichnungen geschmückt.

5. Lebensjahr: einzelne Zahlen und Buchstaben

Im Laufe des fünften Lebensjahres beginnt das Kind, die Welt der Zahlen und Buchstaben zu entdecken, die es vorher nur von Bilderbüchern und vom Vorlesen kannte. 

  • Das Kind kann mit einer Kinderschere entlang einer geraden Linie schneiden.
  • Es kann einzelne Buchstaben, Zahlen, Namen mit großen Buchstaben schreiben (auch noch seitenverkehrt).
  • Es malt und gestaltet gut erkennbare Bilder.
  • Es kann sicher Messer und Gabel benutzen.

6. Lebensjahr: kleine Künstler und Künstlerinnen

Die gemalten oder gezeichneten Bilder werden immer wirklichkeitsgetreuer, die Bastelarbeiten genauer. Das ein oder andere Wort kann schon geschrieben werden.

  • Das Kind geht bei Bastelarbeiten geschickt mit Schere, Leim, Stift um.
  • Es zeichnet Bilder von Menschen, Autos oder Tieren mit mehr Details.
  • Beginnt, seinen Namen zu schreiben und verwendet dazu immer dieselbe Hand

So unterstützen Sie die „Fingerfertigkeiten“ Ihres Kindes

Kinder entwickeln ihre Hand- und Fingerfertigkeiten in ihrem eigenen Tempo. Sie können Ihr Kind jedoch darin unterstützen:

  • Stören Sie sich nicht daran, wenn Ihr Kind alles Mögliche anfassen und mit Händen und Fingern ertasten und erfühlen will.
  • Lassen Sie es, wann immer sich die Gelegenheit bietet, mit den unterschiedlichsten Materialien wie Wasser, Knetmasse, Teig, Sand, Matsch vertraut werden.
  • Bieten Sie Ihrem Kind Gelegenheit, mit Fingerfarben und dicken Stiften malen und gestalten zu können.
  • Üben Sie sich in Geduld, wenn Ihr Kind „etwas selbst in die Hand nehmen“ will, auch wenn es länger dauert und nicht alles sofort klappt.
  • Wenn Ihr Kind zur Linkshändigkeit neigt, belassen sie es dabei.

Ungeschicklichkeiten der Hände, Finger und Arme

Wenn Sie unsicher sind und den Eindruck haben, Ihr Kind zeige sich gegenüber gleichaltrigen Spielkameraden auffällig ungeschickt in seinen Bewegungen der Hände, Finger und Arme, sollten Sie mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin darüber sprechen. Lesen Sie hierzu auch „Störungen in der Entwicklung der Körper- und Handbewegungen“.

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