Die Greifentwicklung des Babys
Innerhalb von zwölf Monaten erwirbt ein Kind zahlreiche Hand- und Fingerfertigkeiten und macht dabei grundlegende Erfahrungen, wie Dinge beschaffen sein können.
Vertrautwerden mit Händen und Fingern
Bereits das Neugeborene schließt seine Hand fest um den Finger der Mutter oder des Vaters. Hierbei handelt es sich um den sogenannten Greifreflex – eine angeborene reflexartige Reaktion, ausgelöst durch Berühren der Handinnenfläche. Dieser Reflex nimmt mit der Entwicklung des willentlichen Greifens zunehmend ab und verliert sich schließlich ganz.
Doch bevor Ihr Baby willentlich etwas halten und greifen kann, muss es sich erst mit den Fähigkeiten seiner Hände und Finger vertraut machen:
- Es steckt seine Finger in den Mund und saugt daran.
- Es hält eine Hand vor sein Gesicht und betrachtet, wie sich seine Finger bewegen.
- Es führt seine Hände zusammen und betastet mit der einen die andere Hand.
Bei dieser intensiven Beschäftigung mit seinen Händen und Fingern übt das Kind gleichzeitig, seine Augen mit seinen Armbewegungen immer besser abzustimmen: Hand-Auge-Koordination. Etwa gegen Ende des dritten Lebensmonats ist es schließlich in der Lage, kleine Dinge bereits kurz festzuhalten.
Beginn des gezielten Greifens
An den unterschiedlichsten Dingen, die Sie Ihrem Kind anreichen, probiert es nun, wie es sie fassen und festhalten kann.
- Mit etwa vier bis fünf Monaten kann Ihr Kind schließlich selbst gezielt nach Gegenständen in seiner Reichweite greifen.
- Wenig später – im Alter von etwa einem halben Jahr – fasst und hält Ihr Kind kleines Spielzeug, wie beispielsweise seine Rassel, vermutlich bereits mit einer Hand, wechselt es von einer in die andere Hand und bewegt es hin und her.
Der Greifreflex ist inzwischen bei den meisten Kindern verschwunden.
„Erkundungswerkzeug“ Hände
Mit der Fähigkeit des gezielten Greifens und Festhaltens weckt nun alles die kindliche Neugier, was sich in Reichweite Ihres Kindes befindet: Was es fassen kann, wird in die Hände genommen und genau untersucht – in den Mund gesteckt, befühlt, angeschaut, hin und her bewegt.
Bei diesen „Greiferfahrungen“ macht Ihr Kind gleichzeitig vielfältige sinnliche Erfahrungen:
- Es sieht, hört, riecht, tastet, schmeckt die Dinge.
- Es erfährt etwas über ihre Masse, ihr Gewicht und wie sie sich beim Herunterfallen verhalten.
- Es lernt, wie sich verschiedene Materialien anfühlen – weich, hart, kalt, warm, glatt, rund, kantig – und vieles mehr.
Aus diesen verschiedenen Wahrnehmungen beim Greifen entwickelt Ihr Kind allmählich eine Vorstellung von den Dingen, während es die Greifbewegung selbst als Handlungsverlauf „abspeichert“.
Verfeinerung des Greifens
Mit etwa sieben, acht Monaten kann Ihr Kind bereits kleine Gegenstände zwischen Daumen und Zeigefinger fassen (Scherengriff). Hat es eine Schnur gefasst, beispielsweise an seiner Laufente, kann es sein Spielzeug zu sich heranziehen.
Gegen Ende ihres ersten Lebensjahres sind Kinder in der Regel schließlich so geschickt mit Händen und Fingern geworden, dass sie mit der Spitze von Daumen und Zeigefinger (sogenannter Pinzettengriff) selbst kleinste Krümel und Fusseln fassen können. In diesem Alter kann auch bereits ein Ball mit beiden Händen gefasst werden.
Dinge loszulassen macht noch Mühe
Wenn Ihr Kind zum Ende des ersten Lebensjahres hin wahrscheinlich schon recht geschickt Dinge greifen und festhalten kann, heißt dies aber nicht, dass es sie auch wieder bewusst loslassen kann. Erst ab etwa dem neunten Lebensmonat lernt es Gegenstände gezielt freizugeben.
Wenn Ihr Kind also mit heftigen Arm- und Handbewegungen sein Spielzeug scheinbar wegwirft oder es einfach nur fallen lässt, will es damit nicht sagen, dass es ihm nicht gefällt: Es möchte die Rassel, die Stoffpuppe, den Teddybären für den Moment einfach nur loswerden!