Fernsehen: Beliebtes Medium bei Kindern

0-6 Jahre cc by-nc-nd Der Text dieser Seite ist, soweit es nicht anders vermerkt ist, urheberrechtlich geschützt und lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung Lizenz 3.0 Germany. Bitte beachten Sie unsere Verwendungshinweise. 09.04.2024

Fernsehen gehört noch immer zu den wichtigsten Medien im Leben von Kindern. Warum sie von der Flimmerkiste so angezogen sind und wie das Fernsehen den Familienalltag prägt, lesen Sie hier.

Kind beim Fernsehen
© Corbis Images

Warum fasziniert das Fernsehen so sehr?

Nach Büchern wird das Fernsehen bei Kindern schon früh zum Medium Nummer eins. Bereits Zwei- bis Dreijährige sehen mehr oder weniger regelmäßig fern, 14 Prozent sogar jeden oder fast jeden Tag. Ungefähr ab dem vierten Lebensjahr gewinnt Fernsehen dann an Bedeutung und die tägliche Nutzung steigt an (20 % der vier- bis fünfjährigen Kinder sehen dann täglich oder fast täglich fern). In diesem Alter wird Fernsehen auch gegenüber Büchern beliebter. Zwei- bis Dreijährige verbringen im Schnitt etwas mehr Zeit mit Büchern als ältere Kinder, während die Fernsehzeit vier- bis fünfjähriger Kinder höher ist als die der Jüngeren. Allerdings wird das klassische Fernsehen von Kindern immer weniger genutzt, stattdessen gewinnen Streamingdienste und Online-Videoportale an Beliebtheit.

Schon kleine Kinder sind fasziniert von den bunten, bewegten Bildern, den Geräuschen und der Musik. Das Fernsehen zieht sie in ihren Bann, und gemeinsam mit den Heldinnen und Helden ihrer Lieblingssendung erleben sie Abenteuer und entdecken die Welt. Fernsehen vertreibt Langeweile, bringt Spaß und Spannung. Es ist eine Art „Fenster zur Welt“, über das Kinder Dinge über die Welt erfahren können. Ältere Kinder nutzen das Fernsehen schon bald auch als Orientierungsquelle. Je nach ihrem Entwicklungsstand oder der aktuellen Lebenssituation halten sie zum Beispiel Ausschau nach brauchbaren Anregungen für den eigenen Alltag.

Infografik
Bildschirmmedien im Familienleben

Was Eltern tun können, um ihre Kinder durch die Welt der Medien zu begleiten. Sechs Empfehlungen, anschaulich dargestellt.

ansehen

Fernsehen kann Kinder leicht überfordern

Fernsehen birgt auch Gefahren – insbesondere für Kinder. Es kann sie überfordern, ängstigen oder verstören oder ihnen eine vermeintlich wirkliche Welt „vorspielen“. Und es kann so viel Zeit beanspruchen, dass für andere, wichtige und schöne Dinge wie Spielen, Lesen und ausreichend Bewegung keine Zeit mehr bleibt. Deshalb will Fernsehen „gelernt sein“. Gemeinsam mit Ihnen als Eltern können Kinder lernen, Fernsehinhalte immer besser zu verstehen und einzuordnen, aber vor allem auch Fernsehzeiten zu begrenzen und sinnvolle Angebote auszuwählen. Sie als Eltern sind hier Begleiter Ihres Kindes und wie bei vielen anderen Dingen aber auch Vorbild: Wie viel und was Sie als Eltern im Fernsehen anschauen, bestimmt in hohem Maße auch über das Fernsehverhalten Ihres Kindes.

Filme und Fernsehen – wann und wo es der Familie gefällt

Filme und Fernsehsendungen sind auf vielen Geräten verfügbar: Neben dem „klassischen“ Fernsehgerät nimmt die Nutzung anderer Bildschirmmedien in Kombination mit dem Internet in Familien stark zu.

DVDs und die über Fernseher, Computer, Tablets oder Smartphones im Internet zugänglichen Streamingdienste oder Mediatheken der Fernsehsender bieten gerade Familien viele Vorteile. Sie eröffnen die Möglichkeit, Sendungen zeitversetzt zu sehen – aufgenommene, ausgeliehene oder gekaufte Sendungen und Filme können dann gesehen werden, wenn es passt. Oder man schaut sie sich zu einem passenden Zeitpunkt im Internet an. Dadurch muss sich das Familienleben nicht nach Sendeterminen richten.

Wie bei Hörmedien kann eine Sendung oder ein Film auch wiederholt angeschaut werden, was den kindlichen Bedürfnissen sehr entgegenkommt. Durch das mehrmalige Anschauen können die Kinder spannende Szenen verarbeiten oder immer wieder neue Aspekte in lustigen Sketchen entdecken. Außerdem können Sie als Eltern Filme, bei denen Sie unsicher sind, ob sie für Ihr Kind geeignet sind, zunächst ohne Ihr Kind anschauen. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem direkten Fernsehen liegt darin, dass längere Sendungen oder Filme in kindgerechte Portionen aufgeteilt und über mehrere Tage verteilt angeschaut werden können. Außerdem gibt es hierbei keine Werbepausen, welche die Zeit vor dem Bildschirm zusätzlich verlängern und unnötig Bedürfnisse wecken. Dass Fernsehinhalte durch die neuen Medien nahezu ständig und überall verfügbar sind, kann aber auch verlockend sein und alternative Beschäftigungen und Aktivitäten verdrängen.

Fernsehen, DVDs & Video im Familienalltag

  • pdf
  • cc by-nc-nd
  • 281 KB

Fernsehen gehört heute zum Familienalltag selbstverständlich dazu. Es sollte aber nicht das Familienleben beherrschen.

herunterladen zum PDF-Service hinzufügen aus PDF-Service entfernen

Welchen Einfluss hat der Fernseher auf den Familienalltag?

Fast alle Familienmitglieder verbringen einen gewissen Teil ihrer Freizeit vor dem Fernsehgerät. Unabhängig von den Inhalten hat Fernsehen im Familienleben oft ganz konkrete Funktionen: Man will sich als Familie gemeinsam einen gemütlichen Samstagabend machen. Man macht den Kindern den Fernseher an, weil man als Eltern mal einen Moment Ruhe für ein wichtiges Telefongespräch braucht; das kranke Kind soll ein wenig abgelenkt werden, oder der „Sandmann“ gehört einfach zum Abendritual. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, solange das Fernsehen zeitlich begrenzt bleibt, nur eine von vielen Beschäftigungen ist und Kinder von Inhalten ferngehalten werden, die nicht altersgemäß sind und die ihnen schaden können.

Fernsehen ist aber in vielen Familien zu einem „Nebenbei-Medium“ geworden, das nicht die volle Aufmerksamkeit bindet und im Hintergrund läuft. Nebenbei werden häufig andere Medien genutzt, vor allem mobile Medien wie Tablet und Smartphone. So kommt es zum Beispiel immer häufiger vor, dass mehrere Familienmitglieder zwar gemeinsam vor dem Fernseher sitzen, aber nebenbei chatten, E-Mails lesen oder online spielen.

Fragen Sie sich als Eltern immer wieder, wie sich das Fernsehen auf Ihr Zusammenleben in der Familie auswirkt. Erlebt man gemeinsam unterhaltsame Stunden oder gibt es eher Streit wegen der Programmauswahl? Kommt es zu angeregten Gesprächen über das Gesehene und fördert sogar einen gemeinsamen Austausch in der Familie? Oder dient das Fernsehen eher dazu, einem Gespräch aus dem Weg zu gehen? Kommen alle Familienmitglieder mit den Regeln klar oder gibt es immer wieder Ärger und schlechte Stimmung, wenn die Kinder den Fernseher ausschalten sollen? Dann sollten Sie mit Ihren Kindern darüber sprechen und gemeinsam etwas daran tun.

Sendungen sollen kindgerecht und altersgemäß sein

Was Kinder sich anschauen, muss Eltern nicht immer gefallen, aber es sollte immer kindgerecht sein. Längst nicht alles, was im Fernseher läuft, ist für Kinder geeignet. Die Altersfreigaben der Freiwilligen Selbstkontrolle (FSK) sind hier ein erster Hinweis, erheben aber nicht den Anspruch, ein Qualitätssiegel oder eine pädagogische Empfehlung zu sein. Wenn ein Film keine Altersbegrenzung hat („frei ab 0“), heißt das noch lange nicht, dass er für ein dreijähriges Kind auch geeignet ist. Genauso, wie man sich auch bei Kinderbüchern überlegt, welches Buch vom Alter und von den Interessen des Kindes her überhaupt passend ist, sollte man sich auch bei der Auswahl von Filmen und Sendungen etwas Zeit nehmen und Gedanken machen.

Sendungen und Filme, die Sie nicht kennen, sollten Sie erst einmal mit Ihrem Kind gemeinsam anschauen. Im Internet gibt es zudem inzwischen eine umfangreiche fachliche Film- und Programmberatung (Wegweiser Medien). Hier können Sie gezielt schauen, ob und ab welchem Alter bestimmte Filme und Sendungen wirklich geeignet für Ihr Kind sind.

Auf jüngere Geschwister beim Fernsehen achten

Beim ersten Kind ist es meist noch recht einfach, sich an all die guten Ratschläge zu halten und dem Kind Fernsehen nur in kleinen, altersgerechten „Happen“ zu bieten. Beim zweiten wird es dann schon schwieriger und spätestens die dritten Kinder schauen oft einfach mit, was sich die älteren Geschwister ansehen.

Sicherlich ist es nicht schlimm, wenn ein jüngeres Kind einmal eine harmlose Sendung für Ältere mitschaut, in der es noch nicht alles versteht. Aber behalten Sie als Eltern das Risiko im Auge und schützen Sie Ihr jüngeres Kind vor Angeboten, die für sein Alter einfach nicht geeignet sind. Das jüngere Kind kann ja vielleicht vorher oder nachher eine andere Sendung anschauen, die dann das Ältere nicht mitschauen darf, oder es darf etwas anderes Tolles machen, während das Ältere fernsieht (zum Beispiel etwas mit Ihnen allein spielen oder am Computer anschauen). Es muss aber auch lernen, dass in Sachen Fernsehen Unterschiede zwischen unterschiedlich alten Geschwisterkindern gemacht werden – ob es das gut findet oder nicht.

Am besten gemeinsam fernsehen

Wenn jeder für sich allein fernsieht, kann er das Programm nach eigenen Interessen selbst bestimmen, ohne dass es Streit über die Auswahl der Sendungen gibt. Da Fernsehen auch zur emotionalen Entwicklung beiträgt, indem es zum Beispiel Mitgefühl oder Abneigungen mitprägt, besteht ein entscheidender Teil der Medienerziehung darin, immer wieder mit Kindern über das Gesehene und Gehörte zu sprechen und sie bei ihren Spielen zu begleiten und zu beobachten. Gemeinsames Fernsehen in der Familie bietet daher nicht nur die Möglichkeit, etwas zusammen zu tun, sondern auch, sich darüber auszutauschen. In solchen Gesprächen können Eltern Zugang zu den Empfindungen und Gedanken ihrer Kinder finden – und umgekehrt. Schaut jeder für sich allein, findet diese Kommunikation nicht oder sehr viel weniger statt.

Natürlich ist es wichtig, dass Familien auch viele andere gemeinsame Aktivitäten haben, die die Familienmitglieder zusammenbringen und etwas gemeinsam erleben lassen: vom Brettspiel über den Grillabend bis zum Besuch auf dem Fußballplatz. Aber es kann eben auch ab und zu eine gemeinsam angeschaute Sendung sein, über die man sich unterhält, bei der gemeinsam gelacht oder in spannenden Momenten eng zusammengerückt und gekuschelt wird.

Der Text dieser Seite ist, soweit es nicht anders vermerkt ist, urheberrechtlich geschützt und lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung Lizenz 3.0 Germany . Bitte beachten Sie unsere Verwendungshinweise.