Bettnässen: Keine Frage der Sauberkeitserziehung
Viele Kinder machen auch mit fünf Jahren oder älter noch nachts ins Bett. Problematisch wird es, wenn das Bettnässen den Schlaf sehr stört und Eltern und Kind belastet.
Das Trockenwerden braucht seine Zeit
Die meisten Kinder sind im Alter von fünf Jahren auch nachts trocken, das heißt, sie wachen auf und gehen allein oder mit Hilfe der Eltern zur Toilette, wenn die Blase einmal drückt. Doch immerhin fast jedes sechste Kind wacht in diesem Alter gelegentlich erst dann auf, wenn das Bett bereits nass ist. Bei manchen passiert es ein- oder zweimal im Monat, andere nässen mehrmals in der Woche nachts ein. In den meisten Fällen werden die Kinder aber auch dann noch von ganz alleine trocken.
Ein Problem wird das Bettnässen dann, wenn es das Kind oder die Familie sehr belastet. So kann das Bettnässen gerade ältere Kinder – noch fünf Prozent der Zehnjährigen nässen ein – enorm belasten. Aus Scham und Angst vor „Entdeckung“ schränken sie sich in ihrem Sozialleben oftmals erheblich ein, vermeiden zum Beispiel Klassenfahrten oder Übernachtungen bei Freunden.
Manche Kinder wachen bei voller Blase noch nicht rechtzeitig auf
Hauptursache für das nächtliche Einnässen liegt darin, dass die Verbindung zwischen voller Blase und Aufwachen bei den betroffenen Kindern noch nicht hergestellt ist. Die Kinder sind also nicht zu faul oder zu bequem, sie wachen einfach noch nicht auf, wenn die Blase voll ist. Zurückgeführt wird dies auf eine Reifungsverzögerung des zentralen Nervensystems, die vermutlich erblich mitbedingt ist. Insofern konnte die Wissenschaft mittlerweile mit vielen Vorurteilen aufräumen. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Sauberkeitserziehung keinerlei Einfluss auf das Trockenwerden nachts hat. Auch die Annahme, das Einnässen sei seelisch bedingt, gilt heute als veraltet. Belastende Lebensereignisse (Scheidung der Eltern, Eintritt in die Schule) können jedoch bewirken, dass ein Kind nach einer mehr als sechsmonatigen Trockenphase nun erneut einnässt (sekundäres Einnässen).
In manchen, aber eher seltenen Fällen können auch Erkrankungen oder Störungen der Blase Ursache für das Einnässen sein. Das nächtliche Einnässen hat nur sehr bedingt damit zu tun, wie viel ein Kind tagsüber oder abends trinkt. Es sollte die altersgerechte Trinkmenge ausgewogen über den Tag verteilt zu sich nehmen, wobei Ihr Kind natürlich immer trinken soll, wenn es Durst hat. Der Gang zur Toilette vor dem Schlafengehen sollte selbstverständlich sein. Koffeinhaltige Getränke wie Cola, Energy-Drinks, Tee oder Kaffee wirken nicht nur anregend, sondern auch harntreibend und können Bettnässen begünstigen. Auch aus diesem Grund sollte darauf bei Kindern am besten ganz verzichtet werden.
Rat und Hilfe bietet die kinderärztliche Praxis
Solange das nächtliche Einnässen weder Sie noch Ihr Kind belastet, sollten Sie vor allem dafür sorgen, dass nach einem solchen Malheur das Bett wieder schnell trocken und sauber bezogen ist und alle wieder ihren Schlaf finden.
Wichtig ist, dass sich das Kind keine Sorgen macht, denn es trägt keinerlei Schuld am Einnässen. Deshalb verbieten sich Vorwürfe oder gar Bestrafungen. Gehen Sie offen und vertrauensvoll mit diesem Problem um.
Wenn das Kind öfter einnässt,
- sollte es zwei Stunden vor dem Zubettgehen wenig oder gar nicht trinken,
- kann die Matratze kann durch eine Gummimatte geschützt werden, frische Bettwäsche sollte immer bereit liegen,
- sollte das Kind am nächsten Morgen duschen, um einen Uringeruch zu vermeiden.
Wenn Ihr Kind mit fünf oder mehr Jahren noch regelmäßig nachts einnässt und darunter leidet oder Sie sich Sorgen machen, sollten Sie sich kinderärztlichen Rat einholen. Dies gilt auch, wenn Ihr Kind nach einer längeren Trockenphase plötzlich wieder einnässt, um möglichen organischen oder seelischen Ursachen auf den Grund zu gehen. Ihr Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin wird entscheiden, ob es einfach nur noch etwas Geduld braucht oder ob eventuell eine Behandlung angeraten ist. Womöglich werden Sie gebeten, ein sogenanntes Blasentagebuch zu führen, in dem unter anderem die Schlaf- und Toilettengewohnheiten Ihres Kindes aufgeschrieben werden.
Auf Methoden wie planmäßiges Aufwecken, nächtliches „Abhalten“ (das schlafende Kind zur Toilette tragen) oder ein Blasentraining sollte allerdings verzichtet werden. Bisherigen Erkenntnissen zufolge sind sie wenig Erfolg versprechend. Als wirksamste Methode gegen Bettnässen gelten elektronische Wecksysteme wie Klingelhose oder Klingelmatte, die über einen Feuchtigkeitsfühler einen Weckalarm auslösen. Sie bringen jedoch unter Umständen erst nach mehrmonatiger Anwendung einen dauerhaften Erfolg. Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt kann Sie hierüber informieren und Ihnen bei entsprechender Diagnose gegebenenfalls ein Rezept hierfür ausstellen.